Add Story to Favourites Fehlende Erinnerungen by Amarok
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Chapter Notes:

Disklaimer: Allseits bekannte Elben und Menschen gehören mir nicht, ebensowenig habe ich deren Heimat kreiert. Geld verdiene ich keines mit der Schreiberei, es ist ein Hobby.

Wer lieber hört als liest: das Audiofile findet sich hier:
http://audiofic.jinjurly.com/fehlende-erinnerungen-deutsch

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„Wo ist dieser Idiot, der den Elben erschlagen hat?“

Der laute Ruf schreckte ihn hoch, aber ein dröhnender Kopfschmerz schickte ihn zurück in die Dunkelheit, bevor auch nur die Antwort erklang.

Durch seine düsteren Träume jagten ihn verhüllte Gestalten, und sein Rücken schmerzte schier unerträglich.

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Als er das nächste mal erwachte, war er allein, und lag auf dem hartgetretenen Boden eines Stalles. An Händen und Füßen war er gebunden. Neben ihm muhte eine Kuh, und über seine Stirn tropfte noch immer ein feines Rinnsal und vergrößerte die dunkelrote Lache vor seinen Augen. Sein Rücken fühlte sich an wie umzüngelt von heißen Flammen.

Was war passiert?

Voller Schrecken realisierte er, dass er es nicht wusste, noch sich an seinen eigenen Namen erinnern konnte, oder den Ort erkannte, an dem er sich befand.

Aber dass er eine Gehirnerschütterung hatte, erkannte er, und so lag er still, kämpfte gegen die Wogen der Übelkeit und versuchte sich zu erinnern.

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Nach Stunden endlich kamen sie, eine kleine Gruppe von hageren Männern und verbrämt wirkenden Frauen, an deren Seite sich die kleineren der Kinder drängten. Sie waren ärmlich gekleidet und Hunger zeichnete ihre Züge.

Einer, der der Anführer zu sein schien, hockte sich neben ihn und hielt ihm ein Stück Pergament vor die Nase.

„Kannst du lesen?“

Die Linien verschwammen vor seinem Gesicht, aber dann bildeten sich Buchstaben heraus, die er entziffern konnte. „Ja.“

„Lies vor!“

Noch immer gefesselt, noch immer in der unbequemen Position am Boden und mit beinahe vor Schmerzen berstendem Kopf, kämpfte er sich durch die wenigen Worte:


An die Bewohner der Flusslandsiedlung:

wir haben Kunde erhalten, dass unser Botschafter nicht mehr lebt. Schickt ihn uns und den, der das tat, dann sehen wir von weiteren Konsequenzen ab. Verweigert ihr dies, wird unsere nächste Botschaft von einer Gruppe Krieger überbracht werden.

Gezeichnet: Thranduil, König der Elben des Düsterwald


Unruhig murmelten die Dorfbewohner, aber in seinem Kopf hatte nur ein Gedanke Platz: Elben! Er erkannte den Namen des Elbenkönigs, und wusste, welche Sprache sie sprachen, welche Schlachtrufe sie benutzten und mit was für Waffen sie kämpften.

Nur konnte er sich nicht darauf besinnen, je einem Elben begegnet zu sein, oder auch nur diesen Wunsch zu verspüren.

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Taumelnd, die Hand in die Mähne des Pferdchens gekrallt, welches den toten Elben auf dem Rücken trug, näherte er sich dem Palast des Elbenkönigs.

Er hatte den Elb ermordet, so erzählten sie ihm. Eine alte Fehde.

Innerlich erstarrt zwang er jede Gefühlsregung zurück, setzte nur einen Fuß vor den anderen. Er war ein Krieger, die Schwielen an seiner Hand zeugten davon, dass er Schwert und auch Bogen zu führen verstand. Es mochte wohl sein, dass er sogar einen Elb im Überraschungsangriff zu töten vermochte.

Die Verantwortung zu übernehmen war das einzige, was ihm in dieser Situation sinnvoll erschien. Es durfte nicht ein ganzes Dorf den Preis zu zahlen haben für die Tat eines Mannes.

Er würde seine Strafe annehmen, mochte sie ihm auch den Tod bringen, denn ob Elb oder Mensch, ein Mord gehörte gesühnt.

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Obwohl er ihre Blicke schon lange spürte, hielten sie ihn erst an, als er unmittelbar an Thranduils Mauern angekommen war.

„Wer bist du, und was willst du, Adan?“

Er antwortete in der Menschensprache, in der er angesprochen wurde, obwohl er fähig wäre, die ihre zu benutzen: „Ich bringe euch den erschlagenen Elb. Meinen Namen kann ich euch nicht nennen. Ein Schlag auf den Kopf raubte mir dies Wissen.“

Der lieblos um seinen Kopf gewickelte Verband erlaubte nicht, diese Wunde zu verbergen, so versuchte er es nicht einmal. Aber er erwähnte nicht das Feuer, dass noch immer seinen Rücken zu verschlingen drohte. Lang würde es nicht mehr brennen, wenn sie zügig zu seiner Bestrafung schritten. Fast wünschte er es, denn Schmerz und Schwindel raubte ihm beinahe die wenigen verbliebenen Sinne.

Zwei der Elben eilten an seine Seite, blickten unter die Decke, die den Toten verbarg, wohl um seine Identität zu bestätigen, und mit leisen Wehklagen führten sie das magere Pony mit der Leiche darauf fort.

Der Anführer trat langsam vor ihn, und blickte ihm hart in die Augen.

„Bist du der, der ihn tötete?“

„Ich bin hier, um die Bestrafung entgegen zu nehmen.“ antwortete er mit so viel Würde wie er vermochte, und erwiderte den Blick ruhig. Sein Stolz war das einzige, was ihm noch geblieben war.

„So sei es.“ Der Elb gab den bei ihm verbliebenen Kriegern Befehle auf elbisch, die der Mann ohne Erinnerung nur wie durch einen Nebel zu hören vermeinte. Einer würde dem König Meldung machen. Die anderen würden ihn in den Kerker führen.

Erst dort erlaubte er seinem Körper, ein weiteres Mal der Schwäche nachzugeben. Er sank ohnmächtig zu Boden, nur Momente nachdem sie ihn allein zurück ließen.

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Lieblicher Duft, nach Heilkräutern und Salben, umspielte seine Nase, als er erwachte. Zwei Elben unterhielten sich in dem freundlichen Singsang ihrer Sprache, aber zu leise, als dass er die Worte zu verstehen vermochte. Nur, dass ihm der Akzent nicht vertraut war, konnte er erkennen.

Verwirrt runzelte er die Stirn. Gab es denn einen elbischen Akzent, der ihm bekannter war? Wie konnte das sein? Er war menschlich durch und durch, dies war eines der wenigen Dinge, die er mit Sicherheit wusste. Und es wunderte ihn auch, warum er sich nicht mehr im Kerker befand, sondern offenbar in den Kammern der Heiler.

Als sie bemerkten, dass er erwacht war, traf ihn der zornige Blick eines der Elben, aber der andere trat an seine Seite und sagte freundlich: „Du bist verwundet. Ich werde mir jetzt deinen Rücken ansehen, wenn ich darf.“

Ergeben nickte er. Die Frage war eine Formsache, auch ohne seine Erlaubnis würde dieser Heiler seinen Willen bekommen, dessen war er sich gewiss.

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Schamvoll hatte er seine wässernden Augen in der Armbeuge verborgen, bevor erneut Ohnmacht ihn zumindest vorübergehend von den Qualen befreite.

Wieder erwachte er weich gebettet in dem wohl duftenden Raum. Neben seinem Lager kniete ein Elb, der ihn leise ansprach, als er die Augen aufschlug: „Es ist bald überstanden. Noch eine tiefe Furche muss Mirithal säubern, dann kann er die Verbände anlegen.“

Langes blondes Haar, verziert mit zwei Zöpfen des Kriegers, umrahmten das feine Gesicht dieses Elben, der ihm vage vertraut erschien. Noch während er in seinem Gedächtnis forschte, spürte er wieder des Heilers Hände auf seinem Rücken, und holte tief Luft, als scharfer Schmerz ihn erneut durchschoß. Sanft legte ihm der blonde Elb die Hand auf den Unterarm, und während eine erneute Schmerzwelle ihn überrollte, fasste er impulsiv nach der Hand und umpackte sie hart, während sich ihm leise Laute der Pein entrangen.

Aber dann erfasste er, dass seine Handlung den freundlichen Elb befremden mochte. Er löste seine Finger von der Hand des anderen. Und um weitere Klagelaute zurück zu halten, biss er sich so hart in die Lippen, dass er den metallenen Geschmack von Blut schmeckte.

Sanft geflüsterte Worte erreichen ihn nur wie durch eine dicke Wand: „Es ist keine Schande, Schmerz zu empfinden. Deine Wunden sind tief, und entzündet. Suche Trost und Kraft wo du es zu finden vermagst, und schäme dich nicht dafür.“

Verwirrt aber dankbar umschloß er die Hand des anderen und stöhnte tief auf, als das Feuer der Pein sich erneut tief in seinen Rücken grub.

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Von der weiteren Prozedur spürte er nicht mehr viel, die allumfassende Schwärze kam und ging. Aber vage bekam er mit, wie der freundliche Elb, der ihm half, die Behandlung zu ertragen, einmal sanft von Hoffung zu ihm sprach, und ein andermal mit leichten Fingern über die alte Brandverletzung an seiner Schulter strich.

Auf der Suche nach seiner Identität hatte er schon vor Tagen seinen Körper studiert. Dies Mal war auffällig, geformt wie eine Schlange, die mehrere Ratten verschlungen hatte, die wie Perlen an einer Schnur ihren gebogenen Körper aufzublähen schienen.

Auch der Elb betrachtete die Narbe aufmerksam, aber Schmerz und Ohnmacht verhinderten jegliches Gespräch, weder über alte noch neue Verletzungen.

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Nur wenige Worte wechselte er mit Mirithal, dem Heiler, nachdem der blonde Elb sie verlassen hatte.

„Wer ist er?“

„Legolas Thrandulilion.“

Er erstarrte. Des Königs Sohn!

„Der Bruder Langilioths, des Getöteten, den du zu uns zurück brachtest.“ bestätigte Mirithal seine schrecklichste Befürchtung.

Daher also war ihm das Gesicht bekannt vorgekommen. Es glich dem Anglitz des Toten, dessen Züge er voller Selbstvorwürfe bei einer seiner kurzen Pausen auf dem Weg hierher betrachtet hatte.

Er fragte nicht, wie lange sein Rücken zum heilen brauchen mochte. Noch, welche Waffe ihn verwundet hatte. Es spielte keine Rolle. Solange er imstande war, die Verhandlung auf seinen eigenen zwei Beinen zu überstehen, ohne zusammenzubrechen, war er es zufrieden. Mehr bedurfte es nicht.

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Erst am nächsten Tag wurde er vor das elbische Gericht gerufen.

Kräftigende Brühen und Stärkungstees, die er erhalten hatte, erlaubten ihm, mit aufrecht getragenem Kopf und ohne zu schwanken den großen Saal zu betreten und mit festen Schritten den ihm zugewiesenen Platz einzunehmen, und er war Mirithal dankbar.

„Ist die Erinnerung zurückgekommen? Vermagst du uns nun deinen Namen zu nennen?“

Nicht Thranduil verhörte ihn, sondern ein edel gewandeter Elb, der seitlich vor des Königs Thron stand, und offenbar die Anklage gegen ihn führte. Thranduil selbst blickte ihn mit versteinerten Zügen an, und auch Legolas' Miene, der hinter seinem Vater stand, war ausdruckslos.

Er hatte nichts anderes erwartet, und antwortete gefasst: „Nein, hoher Herr.“

„Hast du Langilioth getötet?“

„Ich kann mich nicht erinnern,“ antwortete er wahrheitsgemäß. „Die Menschen im Dorf nennen mich jedoch seinen Mörder, und ich vermag das Gegenteil nicht zu beweisen.“

„Und so bist du gekommen, um deine Strafe anzunehmen.“

„Ja, hoher Herr.“ Äusserlich war er bemüht um Höflichkeit, innerlich jedoch wünschte er, diese Farce wäre bald zu Ende. Sicherlich stand sein Urteil bereits fest.

Thranduil erhob sich und sprach: „Für seinen Mut, selbst vor uns zu erscheinen, werden wir sein Dorf verschonen. Er selbst jedoch bekennt sich schuldig, er muss für seine Tat bestraft werden.“

Er beugte den Kopf, als Zeichen, dass er jedwedes Urteil annehmen würde. Immerhin, nur er würde bezahlen müssen, und so war es gut. Aber als er die ruhige klare Stimme des jungen Königssohnes hörte, hob er den Blick abrupt.

„Er bekennt sich nicht schuldig, er bekennt sich unwissend. Jedoch ist er bereit, die Last der Bestrafung zu tragen. Sage mir, Adan ohne Namen, welche Strafe erwartest du von unserer Hand?“

Unruhiges Gemurmel unter den hinter ihm stehenden Elben sagte ihm noch deutlicher als der zornige Ausdruck auf des Königs Gesicht, dass Legolas das Protokoll missachtete, indem er eingriff.

„Ich erwarte den Tod, Prinz Legolas.“ antwortete er.

Das Gemurmel verstärkte sich, bis Thranduil die Hand hob. Schweigen senkte sich über die Elben, und mit einer kleinen Handbewegung forderte der König seinen Sohn auf, die Fragerei fortzuführen, dann nahm er wieder auf seinem Thron Platz.

Aber Legolas sprach nicht ihn, den Adan, an, sondern die Gruppe aus drei älteren Elben, die seitlich Thranduils Thrones saßen, und seinen Vater.

„Vor wenigen Wochen erreichte uns Kunde von Elrond. Sein Ziehsohn hat Imladris verlassen, nun, da er seine Herkunft kennt. Ihr wisst, ich habe den Ziehsohn vor einigen Jahren kennen gelernt, und meine früheren Zweifel überwunden. Nicht alle von euch unterstützen Elronds Pläne, aber wir alle wünschen Frieden, und den Sieg über die Dunkelheit. Ist es nicht so?“

Zustimmendes Schweigen und einige sich sacht neigende Köpfe bestätigte die Worte des jungen Elben. Der Adan wusste, dass Elrond die letzte elbische Siedlung im Norden verteidigte, sah aber keinen Zusammenhang zwischen seiner Tat und den Angelegenheiten der elbischen Politik. Verwirrt runzelte er die Stirn.

Legolas sprach weiter: „Meines Bruders Körper war durch eine Wunde gezeichnet, die aber nicht tödlich war. Ein Orkpfeil muss ihn wenige Tage vor seinem Tod verwundet haben. Erschlagen jedoch wurde er vor sieben Tagen, mit zwei Schwerthieben. Der erste war so heftig, dass ihm beinahe der ganze Arm abgetrennt wurde, bevor ein ähnlich kraftvoll geführter Hieb ihn rasch tötete. Mirithal, sage mir, konnte dieser Adan einen dieser Hiebe führen?“

Überrascht starrte er erst Legolas an, dann den freundlichen Heiler, dessen Anwesenheit er zuvor gar nicht wahrgenommen hatte.

„Nein, Legolas. Er wurde vor etwa zehn Tagen so schwer verwundet, dass er unmöglich diese Tat vollbringen konnte.“

Fast versagten ihm die Knie, als er diese Worte hörte. Er hatte den Elben nicht erschlagen? Hastig schlug sein Herz, Hoffnung kämpfte mit der knebelnden Unwissenheit, die seine Erinnerungslosigkeit ihm aufzwang.

Erneut aufsteigendes Gemurmel verriet auch der Elben Überraschung. Wieder brachte Thranduil seine Untergebenen mit einer Geste zur Ruhe, dann sagte er bedächtig: „Legolas, mein Sohn, du bist achtsam geblieben, wo Trauer und Schmerz mich unaufmerksam machten. Nimm zwei Männer und reite in das Dorf. Ich möchte wissen, wer wirklich verantwortlich ist für Langilioths Tod.“

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Sie wiesen ihm eine kleine Kammer zu, brachten ihm frische Nahrung und saubere Kleidung. Dann kam Mirithal mit Tiegeln, die nach Arnika dufteten, und einem Korb gefüllt mit Verbandsmaterial.

„So junger Dunadan, dann wollen wir mal den Rücken neu verbinden.“

Dunadan? Vage Erinnerungen an Legenden über heldenhafte Männer, die einst herrschten, heute aber nur noch im verborgenen lebten, flackerten in ihm auf. Er konnte keiner von ihnen sein, sie galten als zäh, zum Führen geboren und dazu, eines Tages die Menschheit aus der Dunkelheit zurück ans Licht zu bringen. Wie könnte einer wie er, schwach und krank, voller Zweifel und Ängste, solch einem starken Geschlecht angehören.

Auch Mirithal schien seinen Irrtum zu erkennen, den Zeichen des Schrecks huschten über sein Gesicht, bevor er hastig sagte: „Wir müssen dir einen Namen geben, da du ja den deinen verloren hast. Aber sag, woher stammen deine Wunden?“

„Ich weiß es nicht.“

„Aber du weißt, um was für eine Art Verletzung es sich handelt?“

„Nur, dass der ganze Rücken betroffen ist.“

Erst zögerte der Heiler, dann aber sagte er: „Gepeitscht wurdest du, bis auf die Knochen haben sie dir Haut und Fleisch abgeschält.“

Er kannte nur wenige Verbrechen, die solch drastische Strafmaßnahmen rechtfertigten, selbst unter den gewaltbereiten Menschen. Welche Untaten mochte er nur begangen haben? In stummen Selbstzweifeln senkte er den Kopf.

Als wenn Mirithal seine Gedanken erraten könne, sagte er sanft: „Keine Menschenhand tat dies. Es sind die Zeichen der Orks, die deinen Rücken verunstalten. Aber es wird heilen, genau wie deine Kopfverletzung, also sorge dich nicht. Mit etwas Glück und meiner guten Pflege wird die volle Muskelkraft zurückkehren, und bestimmt auch irgendwann die Erinnerung.“

Leise dankte er dem Heiler, für den Zuspruch und auch für die sanften Hände, mit denen dieser die Salbe auftrug und neue Verbände anlegte. Und im Geiste sendete er einen Dank an die Valar, die ihm ermöglichten, aus der Hand der Orks zu entkommen, auch wenn ihm die Verletzung am Kopf die Erinnerung daran raubte.

Erst später wurde ihm bewusst, dass Mirithal und er die ganze Unterhaltung in elbisch geführt hatten.

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Der Rücken heilte, langsam, und auch Kopfschmerz und Schwindel wurden seltener. Aber noch immer verlangte es seinen Körper nach viel Ruhe.

Von den Elben sah er nur wenig, einzig Mirithal kam jeden Tag, und eine dunkelhaarige Elbin, die ihn mit Kleidern und Essen versorgte. Sie sprachen kaum, aber eines Morgens brachte sie ihm mit lieblicher Stimme Kunde, dass Legolas noch in dieser Nacht zurück erwartet wurde. Er und seine Begleiter waren mit mehreren Gefangenen in ihrer Mitte gesichtet worden, und sie schienen alle unversehrt.

Voll unbestimmter Spannung erwartete er des Königssohns Rückkehr, und dennoch überkam ihn der Schlaf.

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Mit sanften Händen umrahmte Arwen sein Gesicht. Ihre wunderschönen Augen blickten tief in die seinen. Glücklich aufseufzend lehnte er seine Stirn gegen die ihre, während seine Finger ihren schlanken Körper umschlossen, um sie für einen Kuss zu sich heran zu ziehen...

Aragorn schoss hoch, als er erwachte. Sie durften es nicht, Elrond hatte ihm verboten -

- ein Traum. Es war nur ein Traum gewesen. So engen körperlichen Kontakt hatten sie bisher nicht gehabt, und würden ihn wohl auch nie haben, wenn es nach dem Willen Elronds ging.

Verwirrt blickte Aragorn sich um. Möblierung und Wandverzierung der kleinen ihm unbekannten Kammer wirkten elbisch. Imladris hatte er für immer verlassen, allen Elben den Rücken gekehrt. Dennoch musste er entweder in Lorien oder dem Düsterwald sein.

Und dann wogte die Erinnerung über ihn.

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Der Tod von Legolas' Bruder stellte sich als unglückliches Ende eines Angriffs einer Banditengruppe heraus, die auch das Dorf über Monate in Angst und Schrecken versetzt hatte. Nur hatten die Dorfbewohner kein Vertrauen in die Gerechtigkeit der Elben, deshalb verweigerten sie erst den Flüchtlingen Zuflucht, später logen sie.

Die Banditen außer dem Mörder selbst durften leben, bekamen aber eine gefährliche Mission auferlegt. Es galt, Kunde über Saurons Machenschaften zu erlangen, und wenn sie bedeutsame Neuigkeiten bringen konnten, waren sie frei, sich irgendwo fernab des Dorfes nieder zu lassen. Nicht alle würden zurückkehren, dass wussten die Elben und wohl auch die Banditen. Aber sie fürchteten einen elbischen Zauber, der ihre Taten beobachten würde, und sie würden tun, was von ihnen verlangt wurde.

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An einem kühlen Morgen bei Sonnenaufgang standen Legolas und Aragorn vor dem großen Palasttor. Oft hatten sie in den vergangen Tagen gesprochen, Anführer der Dunedain und verbliebener Königssohn, nun da es sicher war, auch über jene Dinge zu reden, die ein geschädigtes Gehirn in seinem Ringen um die Erinnerung verwirren mochten oder die als Halbwissen Unschuldige gefährden konnten.

Der junge Waldläufer trug sein Pack und die Waffen bei sich, und legte dem Elben freundschaftlich die Hand auf die Schulter. „Meine Erinnerung ist vollständig, die Wunden sind verheilt. Es ist Zeit für mich, weiter zu ziehen. Es gibt noch so vieles in Arda, was ich kennen lernen möchte.“

Leise lächelnd legte auch Legolas nun seine Hand auf Aragorns Schulter und sagte: „Und du willst den Weg zu ihrem Herzen finden, und auch zu dem deinen. Reise sicher, mein Freund, und kehre irgendwann zu uns zurück.“

Ende

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